Sascha Spiegel, Sie kehren nach über 20 Jahren internationaler Erfahrung an den Ort Ihrer beruflichen Anfänge zurück. Was bewegt Sie emotional an dieser Rückkehr am meisten?
Es ist eine Mischung aus Dankbarkeit und Demut. Nach über zwei Jahrzehnten wieder an den Ort meiner beruflichen Anfänge zurückzukehren, fühlt sich fast ein bisschen wie Heimkommen an. Viele Werte und Perspektiven, die mich heute prägen, haben hier ihren Ursprung. Es ist in erster Linie die Fülle an schönen Erinnerungen, die mich emotional sehr berührt. [RELATED]
Ich habe im Hotel viele wertvolle Erfahrungen gesammelt, die meinen beruflichen Weg geprägt haben. Auch menschlich war die Servicelehre im «Schweizerhof Bern» eine ganz besondere Zeit. Besonders freue ich mich darauf, wieder in meiner Heimatstadt zu arbeiten, eine Stadt, die für mich mit ihrer Lebensqualität, ihrem besonderen Rhythmus, ihrer Freundlichkeit und Offenheit schon immer etwas ganz Besonderes war.
Der «Schweizerhof Bern» ist ein Haus mit langer Geschichte und starkem Markencharakter. Wo sehen Sie heute das grösste Entwicklungspotenzial?
Das Hotel Schweizerhof Bern & Spa hat das Potenzial, nicht nur ein ikonisches Hotel mit bewegter Geschichte zu sein, sondern auch ein zukunftsweisender Ort moderner Gastlichkeit. Das grösste Potenzial sehe ich darin, diese Tradition noch gezielter mit den heutigen Ansprüchen an Individualität, Nachhaltigkeit und digitale Erlebnisse zu verbinden.
Gäste suchen heute nicht nur erstklassigen Service, sondern auch authentische, persönliche Erlebnisse. Genau hier können wir ansetzen. Ich sehe die Chance, das Haus als urbanen Rückzugsort weiterzuentwickeln, an dem Tradition und Innovation auf einzigartige Weise zusammentreffen.
Dabei geht es um mehr als Komfort: Es geht um inspirierende Erlebnisse, gelebte Gastfreundschaft, hohe Dienstleistungsqualität, Konstanz und eine stärkere Öffnung zur Stadt und ihren Menschen. Bern selbst bietet als Destination und durch seine zentrale Lage die Möglichkeit, den «Schweizerhof» noch stärker als lebendigen Treffpunkt für Einheimische wie internationale Gäste zu positionieren.
Ich sehe die Chance, das Haus als urbanen Rückzugsort weiterzuentwickeln, an dem Tradition und Innovation auf einzigartige Weise zusammentreffen.
Sie haben in Asien, Spanien und der Schweiz in führenden Positionen gearbeitet. Welche Erfahrungen aus dieser internationalen Zeit möchten Sie in Bern besonders einbringen?
Die Arbeit in so unterschiedlichen Kulturen hat meinen Blick auf Gastfreundschaft stark geprägt. Besonders mitgenommen habe ich die Fähigkeit, flexibel auf die Bedürfnisse verschiedenster Gäste einzugehen. Dies mit einem hohen Anspruch an Qualität und einem echten Gespür für Details.
In Asien habe ich erlebt, wie stark gelebte Herzlichkeit und Servicekultur wirken. In Spanien stand oft das Erlebnis im Vordergrund: Emotionen schaffen, Kulinarik und Atmosphäre gestalten. Und in der Schweiz habe ich gelernt, wie wichtig Verlässlichkeit, Präzision, Effizienz und Teamgeist sind. Die internationale Erfahrung hat mir nicht nur neue Perspektiven auf Gastlichkeit eröffnet, sondern vor allem gezeigt, wie entscheidend ein starkes, engagiertes Team für den Erfolg eines Hauses ist. Diese Kombination möchte ich in Bern einbringen, um ein Umfeld zu schaffen, das auf Qualität, Entwicklung und Zusammenhalt setzt und gleichzeitig international inspiriert wie lokal verankert ist.
In der Mitteilung zu ihrem Antritt sprechen Sie von «Leidenschaft und Innovationsgeist». Was bedeutet das konkret für den Alltag im Schweizerhof Bern & Spa?
Leidenschaft zeigt sich für mich im täglichen Engagement jedes einzelnen Teammitglieds. Sei dies in der Freude am Gastgebersein, in der Liebe zum Detail oder im aufrichtigen Interesse am Wohl unserer Gäste. Es geht darum, jeden Tag das Beste zu geben und mit Herz bei der Sache zu sein.
Innovationsgeist bedeutet, offen für neue Ideen zu bleiben. Sei es in der Art, wie wir unsere Angebote und Dienstleistungen gestalten, digitale Lösungen einsetzen oder wie wir unsere Arbeitsabläufe stetig verbessern. Im Alltag heisst das, wir hinterfragen Routinen, probieren auch mal Neues aus und entwickeln gemeinsam kreative Ansätze, um unseren Gästen besondere Erlebnisse zu bieten. Tradition und Innovation müssen dabei kein Widerspruch sein. Im Gegenteil, sie ergänzen sich, wenn man mit Leidenschaft daran arbeitet.
Ihr Vorgänger Maximilian von Reden wurde für seine ruhige, wertschätzende Führungsart geschätzt. Wie sieht Ihr Führungsstil aus?
Ich habe grossen Respekt vor der Arbeit von Maximilian von Reden. Seine Art hat das Haus und das Team stark geprägt. Auch für mich stehen Vertrauen, Respekt und ein offener Dialog im Zentrum meines Führungsstils. Ich glaube daran, dass echte Stärke in der Zusammenarbeit liegt. Wenn Menschen sich gehört, gefördert und ernst genommen fühlen, entfalten sie ihr volles Potenzial. Gleichzeitig lege ich Wert auf klare Kommunikation, geteilte Verantwortung und das gemeinsame Erreichen von Zielen. Mein Anspruch ist es, präsent und ansprechbar zu sein und gemeinsam mit dem Team eine Kultur zu gestalten, die auf Qualität, Entwicklung und Zusammenhalt setzt.
Wenn Menschen sich gehört, gefördert und ernst genommen fühlen, entfalten sie ihr volles Potenzial.
Neben Ihrer Managementrolle engagieren Sie sich als Dozent an der Hotelfachschule Thun. Welche Bedeutung hat Wissenstransfer für Sie als Hotelier und Führungsperson?
Wissen weiterzugeben ist für mich nicht nur eine Verantwortung, sondern eine Herzensangelegenheit. Die Arbeit mit jungen Talenten an der Hotelfachschule Thun inspiriert mich immer wieder – sie erinnert mich daran, wie viel Potenzial in der nächsten Generation steckt und wie wichtig es ist, dieses aktiv zu fördern.
Gerade in Zeiten des Fachkräftemangels sehe ich es als zentrale Aufgabe, junge Menschen für unsere Branche zu begeistern und ihnen Perspektiven aufzuzeigen. Als Führungsperson sehe ich Wissenstransfer auch im Alltag als zentrale Aufgabe. Es geht darum, Teams zu befähigen, Entwicklungen gemeinsam zu gestalten und voneinander zu lernen. Gerade in einer Zeit und in einer Branche, in der sich die Erwartungen der Gäste und die Rahmenbedingungen stetig verändern, ist es entscheidend, eine Kultur zu schaffen, in der Offenheit, Neugier und die Bereitschaft zur Weiterentwicklung fest verankert sind.
