Abseits der sichtbaren Gletscherschmelze verändert sich im Untergrund das Bild der Alpen. Der Permafrost taut dort auf. Unter dem Begriff Permafrost versteht man das Gestein und Sediment, welches das ganze Jahr über gefroren ist. Wenn sich diese steinharte Eisschicht aufweicht, taugt sie immer weniger als Fundament von Bauwerken.

Neu ist das Thema nicht. Schon vor zehn Jahren brachte das Institut für Schnee- und Lawinenforschung (SLF) einen Leitfaden für Bauwerke im Permafrost heraus. Letzte Woche gewann die Thematik allerdings an Brisanz. Zum ersten Mal in der Geschichte stellte eine Schweizer Seilbahn von sich aus den Betrieb wegen Permafrost-Risiken ein.

Bei einer Analyse durch den eigenen technischen Dienst und externe Fachspezialisten stellten die Aletsch Bahnen AG den Betrieb der Walliser Gondelbahn Fiescheralp-Eggishorn präventiv per sofort ein (htr.ch berichtete darüber). Grund war eine Terrainabsenkung im Gebiet der Bergstation.

Die Bergstation auf dem knapp 3000 Meter hohen Eggishorn ist nicht die einzige Station, die auf Permafrostboden steht. Gemäss Permafrost-Experte Robert Kenner vom Institut für Schnee- und Lawinenforschung (SLF) gibt es in der Schweiz viele Bergbahnstationen, die sich in Höhenlagen befinden, in denen sich Permafrost befindet.

«Das bedeutet aber nicht automatisch», so Kenner zur Nachrichtenagentur Keystone-SDA, «dass all diese Anlagen auch gefährdet sind.» Das SLF führe keine Liste von besonders betroffenen Bahnen und Regionen. Und es gebe auch keine Zukunftsmodellierungen. Das SLF stehe aber im Beratungsmandat mit einigen Bahnbetreibern.

Kostenfaktor Permafrost
Damit spricht er ein Thema an, das bei den Betreibern von Seilbahnanlagen vor allem Kosten verursacht. Im Unterschied zu früher inspiziert nämlich nicht mehr das Bundesamt für Verkehr (BAV) die Seilbahnunternehmen. Das BAV kontrolliert die einzelnen Seilbahnanlagen nur noch im Rahmen von stichprobenartigen und risikoorientierten Kontrollen mit eigenen Ingenieuren.

Für die Sicherheitsberichte sind die Betreiber selber zuständig. Diese müssen die Sicherheitskomponenten ihrer Seilbahnen von unabhängiger Seite als vorschriftskonform und sicher bestätigen lassen. Sicherheitsrelevante Vorfälle müssen, so das BAV auf Anfrage von Keystone-SDA, gemäss Gesetz umgehend gemeldet werden.

Diese Selbstverantwortung der Betreiber gilt erst seit 2008. Besteht da nicht die Versuchung, die Untersuchung schleifen zu lassen? «Es liegt im ureigenen Interesse der Betreiber», so das BAV, «dass die Sicherheitskontrollen gewissenhaft ausgeführt werden.»

Das Bundesamt gibt aber zu, dass diese Untersuchungen «finanziell und personell aufwändig» sein können. Allerdings handle es sich meist um grosse Unternehmen, bei denen Permafrost überhaupt ein Thema sei. Bei diesen Betreibern geht das BAV davon aus, dass sie die Kosten selber stemmen können.

Eine Branche steht fast still
Die Seilbahnbranche erwirtschaftete gemäss Branchenverband Seilbahnen Schweiz im Geschäftsjahr 2017 einen Umsatz von rund 1,36 Milliarden Franken. Den grössten Anteil erzielte dabei der Kanton Wallis mit 315 Millionen Franken, gefolgt vom Kanton Graubünden mit 243 Millionen Franken.

Das Passagieraufkommen auf den Schweizer Seilbahnen wächst im Vergleich zu dem auf der Schiene allerdings nicht so stark an. Gemäss Bundesamt für Statistik wuchs der Personenverkehr auf den Schweizer Eisenbahnen zwischen 2000 und 2017 um über das Doppelte auf 613 Millionen Personenfahrten. Der Personenverkehr mit den Seilbahnen stieg um 6,3 Prozent auf knapp 203?000 Personenfahrten.  (sda)