In meinem letzten Beitrag habe ich an dieser Stelle von der Politik gefordert, dass sie schnellstmöglich Klarheit schaffen muss, was bei einer Energiemangellage auf uns zu-kommt. Seither hat sich einiges getan. Im November hat der Bundesrat die Massnahmen für eine mögliche Strommangellage veröffentlicht. Im Vorfeld des Verfahrens hatten wir Gelegenheit, uns im Rahmen eines Sounding Boards der Wirtschaft einzubringen und haben uns vehement für möglichst praxistaugliche Massnahmen eingesetzt – mit Erfolg.

Der Tourismus ist Teil der Gesamtwirtschaft und sollte auch als solcher behandelt werden.

Die nun vorgesehenen Massnahmen ermöglichen es, den Tourismus aufrechtzuerhalten, auch wenn der Strom knapp wird. So sind Einschränkungen im Wellnessbereich erst in der dritten Eskalationsstufe – also sehr spät – vorgesehen. Und auch dann dürften die Anlagen täglich sieben Stunden geöffnet bleiben. Dies ist begrüssenswert. Gleichzeitig muss betont werden, dass der Tourismus durch die Art seiner Dienstleistungen im Gegensatz zur Industrie in der Massnahmenkaskade bereits früh tangiert wird. Insbesondere die Beherbergungsbranche wäre bei einer Mangellage bereits ab der ersten Eskalationsstufe von einer Fülle an Massnahmen betroffen. So wären die Betriebe etwa in der Wäscherei, der Küche oder den Aufenthaltsräumen gefordert, Strom einzusparen.

Der Tourismus ist Teil der Gesamtwirtschaft und sollte auch als solcher behandelt werden. Im Verordnungsentwurf des Bundesrates ist der Grossteil der Wirtschaft erst in der Phase der Kontingentierungen betroffen. Dies rechtfertigt, dass Hotels ihren Gästen zumindest noch Wellnesserlebnisse anbieten können, um zu verhindern, dass der Umsatz im Tourismus vollständig einbricht. Dies wäre unverhältnismässig und würde faktisch einem Berufsverbot gleichkommen. Ein solches ist in keinem anderen Wirtschaftssektor vorgesehen.

Dass eine Mangellage – sei es im Strom- oder im Gasbereich – in dieser Wintersaison auftritt, ist aktuell eher unwahrscheinlich. Doch wie es in den darauffolgenden Wintern weitergeht, weiss niemand. Zu unsicher ist die globale Versorgungslage. Damit sich jede und jeder informieren kann, wie es mit der Energieversorgung in der Schweiz aussieht, hat das Bundesamt für Energie gestern ein neues, digitales Dashboard veröffentlicht. Ab sofort können sich Interessierte unter Energiedashboard.admin.ch jederzeit einen Überblick über Versorgungslage verschaffen. Dies zeigt: Das Thema Energie ist mitten in der Gesellschaft angekommen. Wir sind uns bewusster denn je, wie wertvoll Energie ist.

Wir sind uns bewusster denn je, wie wertvoll Energie ist.

Obwohl uns die Energiekrise – kaum waren die Pandemiejahre ausgestanden – vor neue Herausforderungen gestellt hat, auf die wir alle getrost hätten verzichten können, hat sie auch positive Seiten. Das Thema Energiesparen ist bei allen präsent. So wurden vielerorts Massnahmen eingeleitet, die ohne drohende Mangellage keine Dringlichkeit gehabt hätten. Auch die Politik macht vorwärts. Die gesetzlichen Grundlagen für wichtige Projekte im Bereich der erneuerbaren Energien gehen so schnell durch die Räte wie nie zuvor. Die Krise verleiht dem Nachhaltigkeitsthema Schub. Dies ist für unsere Branche wichtig. Denn nur in einer Schweiz mit einer nachhaltig sichergestellten Energieversorgung können wir Gästen ein volles Erlebnis bieten.

Derweil geht im Parlament die Wintersession zu Ende. Einige wichtige Geschäfte standen auf der Agenda. So wurde ein Vorstoss, der gleich lange Spiesse für städtische Betriebe im Hinblick auf Finanzierungen fordert, von beiden Räten angenommen. Damit wird es für städtische Individualbetriebe künftig einfacher, Fremdkapital zu beschaffen. Weiter will die Motion «Schluss mit dem Meldeschein-Chaos in der Beherbergung» bürokratische Erleichterungen und bessere digitale Rahmenbedingungen für den Tourismus schaffen. Bei Redaktionsschluss war noch unklar, ob der Nationalrat dem Ständerat gefolgt ist und den Vorstoss angenommen hat; davon ist aber auszugehen. So geht morgen eine für uns erfreuliche Session zu Ende.