Im Lötschental sind die Folgen des Bergsturzes weiterhin sichtbar. Der Geröllkegel hat Infrastrukturen zerstört und den Tourismusbetrieb in einen Ausnahmezustand versetzt. Drei Hotels wurden bekanntlich komplett vernichtet, ein weiteres ist vom Tal abgeschnitten. Gleichzeitig ist der Zusammenhalt in der Bevölkerung und unter den Gewerbetreibenden im Tal eindrücklich. [RELATED]
Lukas Kalbermatten ist Präsident der Sektion Lötschental und Vorstandsmitglied des HotellerieSuisse-Regionalverbandes Wallis. Sein Hotel Edelweiss wurde vollständig zerstört. Der Abschied traf ihn und seine Familie besonders hart. Das Haus war seit drei Generationen in Familienbesitz. Für sie bedeuteten die ersten Wochen: Kündigungen aussprechen, die Auflösung von Gesellschaften veranlassen und zahlreiche Interviewtermine geben. «Gleichzeitig suchten viele Stammgäste den Kontakt mit uns. Einige von ihnen sind über die Jahre zu Freunden geworden», sagt Kalbermatten. Neben persönlichen Gesprächen hilft auch die Solidarität der Branche. Sie steht für ein eng verbundenes Tourismusökosystem.
Solidaritätin Zahlen
107'000 Franken Spenden aus der Schweizer Hotellerie für den Erhalt und den Wiederaufbau der Hotellerie in Blatten.
30'000 Franken der Spendensumme wurden alleine vom Regionalverband Wallis gespendet.
45'000 Franken beträgt der bereits zugesprochene Betrag an das Hotel Fafleralp für die Übergangsfinanzierung.
1 Pop-up-Hotel: Mit dem temporären Hotel reagiert die Branche auf den Verlust von drei Betrieben und schafft kurzfristig neue Betten.
1,55 Mio. Franken Wertschöpfung wird das temporäre Hotel voraussichtlich jährlich ins Tal bringen.
Spenden als Vertrauenssignal
Bis jetzt sind Spenden im Umfang von 77'000 Franken direkt aus der Schweizer Hotellerie für die Betroffenen eingegangen. Hinzu kommen 30'000 Franken vom Walliser Hotelierverein. Insgesamt 107 000 Franken aus der Branche für die Branche. Die Beiträge stammen von Sektionen, einzelnen Betrieben und privaten Netzwerken. Auch Gutscheine und Direktüberweisungen erreichten die Blattner Hoteliers. Zusätzlich zur offiziellen Sammlung kamen beim Hotelierverein weitere rund 10'000 Franken an privaten Spenden zusammen. Kalbermatten weiss: «Diese Mittel wirken doppelt: Sie entlasten finanziell und stärken psychologisch.» Die Verwendung werde professionell abgewickelt, so Beat Eggel vom Regionalverband Wallis: «Jeder Einsatz der Gelder wird geprüft und transparent offengelegt.» Transparenz sei absolut wichtig. «Die Spenden bilden das Vertrauen der Spenderinnen und Spender ab.» Die Verteilung richtet sich nach dokumentierten Notlagen und dem definierten Spendenzweck.
Ein Teil der Gelder hat das Ziel bereits erreicht. Beispielsweise gingen 45'000 Franken an das Hotel Fafleralp. Seine Bausubstanz ist intakt, und trotzdem ist seine Existenz gefährdet. Eine zweijährige Strassensperre und beschädigte Abwasserleitungen verhindern derzeit den Betrieb. Weitere Spendengelder sind für strategische Abklärungen sowie für nachweisbare Umsatzeinbussen in Wiler und Kippel vorgesehen.
«Momentum Lauchernalp»: Temporäres Hotel schafft Perspektiven
Bereits einen Tag nach dem Bergsturz sprach Gemeindepräsident Mathias Bellwald vom Wiederaufbau des Dorfes. Auch Kalbermatten hatte den Blick immer nach vorne gerichtet. Mit den Besitzern des Hotel Nest- und Bietschhorn (45 %) und den Lauchernalp Bergbahnen (10 %) gründete er die Momentum Lauchernalp Lodge AG. Kalbermatten hält ebenfalls 45 Prozent. Das Ziel: rasch eine Übergangslösung zu schaffen. Die drei Parteien erstellen auf der Lauchernalp ein temporäres Hotel. Die Baukosten für das Hotel mit 19 Zimmern und 64 Betten betragen 4,6 Millionen Franken. Das Projekt hat Signalwirkung: Es dürfte jährlich rund 1,55 Millionen Franken an Wertschöpfung generieren. Und es bietet insgesamt acht neue Arbeitsplätze, fünf im Restaurant und drei im Hotel.
Während die Lodge entsteht, läuft die Planung für den Wiederaufbau des Dorfes Blatten auf Hochtouren. Der Kanton Wallis hat einen Massnahmenplan mit 69 Punkten verabschiedet. Erste Rückkehrmöglichkeiten in unbeschädigte Gebäude sind für 2026 vorgesehen, das neue Blatten soll bis 2029 stehen.
Die Spendenaktion wird verlängert
Für den Wiederaufbau bleibt die Hotellerie im Lötschental auf weitere Unterstützung angewiesen. Entsprechend wurde die Sammelaktion bis Ende 2025 verlängert. Sie entlastet nicht nur finanziell, sondern stärkt das Vertrauen in die Zukunft und stabilisiert so die Perspektiven des ganzen Lötschentals.
Die Herausforderungen sind langfristig: die abgelegene Lage der Fafleralp, die Unterstützung für betroffene Betriebe und die aktive Mitarbeit der Sektion bei der Planung von neuen Hotels in Blatten. Entscheidend ist ein Gesamtkonzept für das gesamte Lötschental, damit die Hotellerie nicht nur touristisch, sondern auch sozioökonomisch zum Wiederaufbau von Blatten beitragen kann. Die Solidarität der Branche bleibt ein zentrales Element, um diese schwierige Phase zu überbrücken.
Jetzt spenden
Spendenkonto: Hotelierverein Lötschental 3919 Blatten (Lötschen)
Iban: CH49 8080 8006 9446 3012 3
IID (BC-Nr.): 80808
SWIFT-BIC: RAIFCH22
