Gäste, das Personal wie auch die Besitzerfamilie konnten sich beim Unglück in den ersten Stock retten, verletzt wurde dabei niemand. Das Zusammenspiel von Zivilschutz, Gemeinde und Region sei gemäss Gastgeber Reto Invernizzi während der am 16. Juli beendeten erste Phase – sprich Erstintervention, Ausräumen Mobiliar und Absaugen Schlamm – äusserst professionell verlaufen. Nach zwei Wochen lässt sich nun eine erste Bilanz ziehen: Die Schadensdimension ist grösser als angenommen. Das gesamte Unter- und Erdgeschoss gingen verloren – was einen Hotelbetrieb handlungsunfähig macht.

«Kemmeriboden Bad» blickt in die Zukunft
«Es ist unglaublich, wie viel Solidarität und Hilfe unserer Familie entgegengebracht wurden», meint Alexandra Invernizzi, «an dieser Stelle möchten wir uns bei all denen herzlich bedanken, die uns mit Wort und Tat unterstützt haben». Trotz des Schicksalsschlags schaut die Familie in die Zukunft.

Wir beurteilen die Lage laufend neu, noch sind nicht alle Details bekannt.

Während 14 Tagen hätten sie das Haus besser kennengelernt als in den vergangenen zwölf Jahren, in denen das Gastgeberpaar den Betrieb nun bereits geführt hat. Dies ermögliche es, den Grundaufbau im Detail einzusehen und die technische Infrastruktur für die sechste Gastgebergeneration und deren Nachkommen auf den Stand 2023 zu bringen. Wann genau der Betrieb wiedereröffnen kann, sei zurzeit noch nicht absehbar: «Wir beurteilen die Lage laufend neu, noch sind nicht alle Details bekannt», kommentiert Reto Invernizzi.


Die Helden der Geschichte erhalten eine Perspektive
Nebst den Behörden seien auch die Mitarbeitenden des Hotel Landgasthof Kemmeriboden Bad bei den Aufräumarbeiten involviert gewesen. Sie seien die Helden der Geschichte. Das Gastgeberpaar bestätigt, dass die komplette Belegschaft weiterhin angestellt bleibe. Geplant sind Aufbaueinsätze vor Ort, Präsenzen an Messen und Events sowie Weiterbildungsmöglichkeiten.[RELATED]

Ein Datum für die Wiederöffnung ist zwar noch nicht in Sicht, ein temporärer Gastronomiebetrieb wird bereits ab dem 3. August 2022 in Thun angestrebt: im Kemmeriboden Bad-Bistro und -Lädeli – «z Gascht ir Stadt». Im Franc Bistro an der Bahnhofstrasse in Thun werden unter anderem die berühmten Kemmeriboden Bad Merängge zu geniessen und zu kaufen sein. Das Bistro befindet sich im BEKB-Gebäude am Muulbeeri-Kreisel an der Bahnhofsstrasse 1 in Thun.

[IMG 2]Sicherheitsdienst als regulärer Bestandteil eines solchen Szenarios
In einigen Medienberichten war im Nachgang der Katastrophe von Plünderungen die Rede. Zwar hielten sich kurz darauf einzelne externe Personen und Schaulustige auf dem Grundstück auf, diese wurden allerdings direkt angesprochen, sobald sie sich dem zerstreuten Mobiliar näherten. Der Sicherheitsdienst Berner Hunde Security GmbH wurde auf Initiative des Krisenstabs engagiert, dieser Schritt liege gemäss Reto Invernizzi in der Sache des Szenarios und nicht an etwaigen Plünderungen – böswillig entwendet wurde gemäss heutigen Kenntnisstand nichts. (htr/bb)

In den Aufzeichnungen der 188-jährigen Geschichte des Hotels finden sich keine vergleichbaren Geschehnisse. Die Vorfahren der Besitzerfamilie Invernizzi hatten zum Schutz des Grundstückes eigens einen Damm errichtet, welcher dieses 2014 beim grossen Unwetter in Schangnau geschützt hatte. Obschon bei der Flut vom 4. Juli 2022 fast schon von einem Jahrtausendereignis ausgegangen wird, suche man das Gespräch mit den Behörden, um einen solchen Vorfall in Zukunft verhindern zu können.