Führung beginnt nicht im Organigramm, sondern bei der Fähigkeit zur Selbstführung. Sie ist die Grundlage jeder wirksamen Führung. Wer andere begleiten und inspirieren will, muss sich selbst kennen, steuern und pflegen können. Keine spirituelle oder esoterische Übung, sondern eine praktische Notwendigkeit – besonders im fordernden touristischen Alltag.
Selbstführung bedeutet, Prioritäten zu setzen, sich nicht im Tagesgeschäft zu verlieren und Ruhephasen einzuplanen. Wer nie abschaltet, verliert Klarheit, Präsenz und Einfühlungsvermögen – essenzielle Faktoren für gute Führung.
Selbstführung heisst auch, ehrlich mit sich selbst zu sein: Was treibt mich an? Wo überfordere ich mich? Welche Grenzen sind nötig? Wo brauche ich Unterstützung? Wer das ignoriert, gefährdet Gesundheit und Führungsqualität. Nur wer achtsam mit sich selbst umgeht, kann andere achtsam führen.
In der Schweiz gelten Verlässlichkeit, Präzision und Qualität als Tugenden – oft auf Kosten der eigenen Belastbarkeit. Doch Führung ist kein Marathon ohne Pause. Es braucht bewusste Erholung: einen freien Nachmittag, einen Spaziergang, eine Stunde Auszeit – nicht als Belohnung, sondern als Teil der professionellen Selbstführung.
Leadership, Unternehmertum und Selbstführung sind untrennbar miteinander verbunden.
Selbstführung heisst auch Vorbild sein. Wer ständig über die eigenen Grenzen geht, vermittelt dem Team das falsche Signal: Nur wer sich aufopfert, ist engagiert. Doch gefragt sind reflektierte, resiliente Persönlichkeiten, die zeigen, dass Leistung und Selbstfürsorge kein Widerspruch sind. Konzentrierte Leistung im Betrieb bedingt Erholung und Abschalten. Damit das gelingt und der Betrieb auch bei Abwesenheiten funktioniert, braucht es vorausschauende Führung: Wissen und Verantwortung teilen, Mitarbeitende befähigen, akute Probleme selbst zu lösen. So werden der Anruf oder das E-Mail in der Freizeit überflüssig – und das Arbeitsklima gesünder.
Selbstführung ist eng verbunden mit dem Prinzip «Fordern und Fördern». Wer sich selbst fordert – im Denken, Lernen und Wachsen –, weiss um den Wert persönlicher Entwicklung. Und wer sich selbst fördert, erkennt die Bedeutung von Unterstützung und Wertschätzung für andere. Ein Beispiel: Die eigene Weiterbildung fördert beim Team den Anreiz, sich ebenfalls weiterzubilden.
Leadership, Unternehmertum und Selbstführung sind untrennbar miteinander verbunden. Wer erfolgreich führen will – menschlich wie wirtschaftlich –, muss bei sich selbst beginnen: mit Klarheit, Haltung und gutem Zeitgefühl.
So entsteht jene innere Stabilität, die nötig ist, um andere sicher durch hektische Zeiten zu begleiten. Denn am Ende gilt: Wer sich selbst gut führt, kann andere besser führen. Genau das macht den Unterschied – in jedem Betrieb, für Unternehmerinnen und Unternehmer wie auch für Mitarbeitende.
Ueli Schneider ist mit seinem Bureau Schneider – Strategie. Organisation. Leadership. als Unternehmensberater tätig und war zuvor langjähriges Mitglied der Geschäftsleitung von HotellerieSuisse.
