Ob in der Gastronomie mitten in Bern oder beim Reisen in ferne Länder – der Tourismus begleitet mich täglich. In meinem Arbeitsalltag sehe ich, wie internationale Gäste die Stadt entdecken, lokale Spezialitäten probieren und neugierig Fragen stellen.
Steckbrief
Zur Person: Luca Steiner, 26, Liebefeld
Ausbildung: Master in Betriebswirtschaft an der Universität Bern
Abschluss: 2026
Lieblings-Youtuber: Reisejournalist Topjaw
Obwohl ich den Sektor Tourismus nach ein paar Vorlesungen an der Uni akademisch nicht weiterverfolge, bleibe ich ihm verbunden: Ich reise nach wie vor gerne – inzwischen aber bewusster als noch vor wenigen Jahren.
Ich plane längere Aufenthalte statt Kurztrips, buche kleine Familienhotels anstelle von günstigen Airbnbs. Manchmal führt uns ein lokaler Guide, und ich bewege mich mit den öffentlichen Verkehrsmitteln vor Ort.
Schweiz muss ihr Image bewahren
Die Nachhaltigkeit wird in Zukunft noch wichtiger werden, als sie es heute schon ist. Denn die Schweiz lebt vom Image der grünen Wiesen und zugänglichen Berge. Damit uns diese Attribute bleiben, muss sich auch der Tourismus weiterentwickeln. Salzburg geht mit gutem Beispiel voran: Dort finanziert eine erhöhte Tourismusabgabe den öffentlichen Verkehr, den Gäste kostenlos nutzen können. Die Einheimischen profitieren von einem besser ausgebauten ÖV-Netz, das durch die Abgabe finanziert wird. Das ist eine Win-win-win-Situation für den Tourismus, die lokale Bevölkerung und die Natur.
Oder Bhutan: Die Tourismusabgabe in Höhe von rund 100 Dollar pro Tag hat starken Einfluss auf die Nachfrage und wirkt dem Übertourismus entgegen. Bhutan vermeidet so, ein Hotspot wie Paris oder Barcelona zu werden – Städte, die man besucht, weil man noch nie dort war. Wer nach Bhutan reist, tut dies bewusst und will mehr über das Land erfahren. Die Einnahmen aus der Tourismusabgabe verwendet Bhutan für Bildung und Umweltschutz – mit nachhaltigem Nutzen für die lokale Bevölkerung. Weniger überzeugt bin ich vom allgemeinen Fokus auf den «Sündenbock» Flugverkehr.
Klar, Fliegen verursacht Emissionen. Aber im Verhältnis zum globalen CO₂-Ausstoss hat der Flugsektor einen kleineren Anteil, als oft dargestellt wird. Stattdessen sollten wir den Tourismus insgesamt nachhaltiger gestalten – etwa durch eine gezielte Förderung von Bahnreisen, regionalen Produkten oder klimaschonenden Hotels. Doch nicht nur der Tourismus, sondern alle Wirtschaftssektoren wie auch Privatpersonen müssen ihren Beitrag zur Nachhaltigkeit leisten, damit wir die Klimawende schaffen.
Dieser Beitrag entstand in Zusammenarbeit mit der Forschungsstelle Tourismus an der Universität Bern.
