Die Energiesituation in der Schweiz ist angespannt. Der Branche drohen im kommenden Winter deshalb Stromausfälle. Ein Blick nach Südafrika: Franz Kunz und seiner Partnerin Brigitta Schmidlin gehört das Gästehaus 4-Heaven. Es befindet sich in Somerset West, in einer gepflegten Wohnsiedlung nur zehn Minuten vom südatlantischen Strand entfernt. Regelmässig fällt bei ihnen der Strom während des Frühstücksservices aus. Doch daran haben sich die Luzerner längst gewöhnt.

Hauptstromlieferant ist der staatliche Energiekonzern Eskom, der es in den vergangenen Jahrzehnten versäumt hat, nötige Wartungs- und Investitionsarbeiten auszuführen. Die Bevölkerung und die Firmen haben sich mit der unbefriedigenden Situation arrangiert. Restaurants verfügen oftmals über ein duales Kochsystem: Strom und Gas. Oder sie sind ganz auf Gas umgestiegen. Deshalb ist das Angebot auf der Speisekarte auch während stromfreien Perioden fast lückenlos. Kerzen dienen als Lichtquellen. Franz Kunz weiss, dass Schweizer Gäste diese Stimmung in den südafrikanischen Restaurants  schätzen. «Unsere Gäste finden das Candle-Light-Dinner romantisch.» Sie bekämen nicht mit, dass die Stromausfälle einen Mehraufwand für die Restaurantbetreiber bedeuteten.[IMG 2]

Individuelle Stromversorgung
Wegen der Stromprobleme lebt das Gastgeberpaar Schmidlin-Kunz möglichst autonom. Eine Fotovoltaikanlage speist den 16-kWh-Stromspeicher. Damit überbrückt das Paar die Zeit, wenn der Strom ausbleibt. Oft von 8 bis 10.30 Uhr, was mit Morgentoilette und Frühstück der Gäste zusammenfällt. Franz Kunz: «Unsere maximal zwölf Gäste duschen in dieser Zeit, föhnen ihre Haare, trinken Kaffee und essen Frühstückseier.» Boiler, Föhn, Kaffeemaschine und Kochherd sind alles grosse Stromverbraucher. Die Elektrizität aus dem Speicher reicht dann nicht für alles, weshalb Brigitte Schmidlin die Frühstückseier auf dem privaten Gasherd kocht.

Danach wird der Strom lange genug eingeschaltet, um die Kühlketten zu garantieren.

Über die Stromausfälle informiert die App des Energiekonzerns Eskom jeweils ein paar Tage im Voraus. Je nach Jahreszeit und Stromverbrauch gibt es ein bis sechs Stromunterbrüche von jeweils zweieinhalb Stunden pro Tag. «Danach wird der Strom lange genug eingeschaltet, um die Kühlketten zu garantieren», sagt Kunz. Der südafrikanische Winter ist vorbei, die Lage wird sich erfahrungsgemäss im Frühjahr etwas entspannen.

Gäste merken fast nichts
In Kosovo ist die Stromversorgungslage noch angespannter als in Südafrika. Das Land mit
1,7 Millionen Einwohnern kauft gemäss Reuters bis zu 40 Prozent des Strombedarfes im Ausland ein, durch eine Energiekooperation mit Albanien. Da sich Kosovo aufgrund der aktuellen Strompreisexplosion die Importe nicht mehr leisten kann, kommt es zur Unterdeckung. Stromausfälle ist man sich gewohnt, die Lage spitzt sich allerdings zu:  Dreimal täglich fällt der Strom für zwei Stunden aus, auch im Hotel Gracanica in Pristina, das dem Zürcher Andreas Wormser gehört. Er achtete beim Hotelneubau vor zehn Jahren darauf, dass die Stromversorgung losgelöst vom Netz garantiert ist. Ein mit Diesel betriebener Generator mit einer Leistung von 86 kW springt wenige Sekunden nach einem Stromausfall automatisch an. Die maximal 30 Gäste des 3-Sterne-Hotels merken deshalb vom kurzen Stromunterbruch fast nichts.[IMG 3]

Der Wechsel vom Stromnetz zum Strom aus dem Generator ist jedoch für die IT heikel. Daten auf Computern und Server könnten bei einem plötzlichen Stromunterbruch verloren gehen. Deshalb versorgt eine Batterie die Anlage in der Strompause. In Kosovo gibt es wenig Solaranlagen. Hierzu fehlten bisher politische Beschlüsse. Erst vor wenigen Jahren hat das Energy Regulatory Office (ERO) die Einspeisevergütungsverordnung verabschiedet. Das Hotel Gracanica plante dieses Jahr eine Fotovoltaikanlage, die nun ans Stromnetz angeschlossen ist.

[IMG 4]Strom wird dreimal teurer
Das Betreiben des Hotels wird indes immer aufwendiger und kostspieliger. Weil Fachkräfte fehlten, sei der Unterhalt des Generators mühsam. Letzthin habe er mehrmals grundlos abgestellt. «Glücklicherweise konnten wir ihn manuell wieder in Betrieb nehmen», sagt Andreas Wormser. Auf einen Monteur, der die Anlage prüft, wartet der Hotelier bis heute. Sollte der Generator einmal ganz ausfallen, gebe es keinen Plan B. Da die Stromunterbrüche oft von den angekündigten Zeiten abwichen, könne man sich auch nicht vorbereiten: «Von den fünf Benachrichtigungen der letzten drei Tage traf eine erst eine Stunde nach Stromausfall ein.»
Sorgen bereiten dem Gastgeber die steigenden Stromkosten. Er rechnet im kommenden Winter mit einer Verdreifachung. Zum Vergleich: In der Schweiz steigen die Preise durchschnittlich um 27 Prozent.

Spartipps von Praktikern
Raumtemperatur senken
Die Raumtemperatur kann in vielen Gäste- und Arbeitsräumen sowie auf den Korridoren gesenkt werden. Zudem lohnt es sich, die Heizung über Nacht runterzu­fahren. Hotels mit Radiatoren sollten diese im Herbst entlüften.
Mitarbeitende einschwören
Den Mitarbeitenden aufzeigen, wie sie Strom sparen können, etwa Geräte nach Gebrauch ganz ausschalten und Kühlmöbel oder -räume enteisen und sofort nach Gebrauch schliessen. Informieren, was es heisst, wenn der Bund Anwendungen einschränkt oder verbietet.
Warmwasser sparen
Den Siebeinsatz beim Wasserhahn durch einen sparsamen Strahlregler ersetzen. In den Badezimmern Hinweisschilder aufstellen mit der Bitte an die Gäste, beim Rasieren das Wasser abzustellen oder nur kurz zu duschen.
Bei sonnigem Wetter waschen
Solaranlagen möglichst rasch vom Neuschnee befreien. Dann waschen, wenn die Anlage viel Strom liefert.