In Zeiten des Klimawandels reichen selbst solch günstige Wetterjahre nicht aus, um das Verschwinden der Gletscher wirksam aufzuhalten. Zwar schützte eine dicke Schneedecke bis in den verregneten Juli hinein das Gletschereis. So verzeichnete der Claridenfirn in den Glarner Alpen im Frühjahr denn auch eine Schneehöhe von fast sieben Meter, der höchste Wert seit Beginn der Beobachtungen im Jahr 1914, wie die Akademie der Naturwissenschaften Schweiz (SCNAT) am Dienstag mitteilte.

Bis Ende September war die Schmelze jedoch so stark, dass die Glaziologen des Schweizer Gletschermessnetzes «Glamos» nun von einem Eisverlust von rund 400 Millionen Tonnen schweizweit in den letzten 12 Monaten berichten. Dieser Wert entspricht fast einem Prozent des verbleibenden Gletschervolumens.

Alle untersuchten Gletscher mit Eisverlust
Für die diesjährige Messkampagne vermassen die Forscher 22 Gletscher aus allen Regionen der Schweiz, für die sie allesamt einen Verlust feststellten. Es sei davon auszugehen, dass dies für die allermeisten Schweizer Gletscher gelte. Möglicherweise gebe es wenige Ausnahmen an speziellen Lagen, beispielsweise bei kleinen Gletschern mit viel Lawinenschnee, erklärte der Glamos-Leiter und ETH-Glaziologe, Matthias Huss gegenüber der Nachrichtenagentur Keystone-SDA.

Einem Gleichgewicht am nächsten seien die Gletscher des nördlichen Wallis gekommen. Gletscher im südlichen Wallis, im Tessin sowie im Osten erlitten hingegen fast die gleich grossen Verluste wie im Mittel der letzten zehn Jahre.

Das schneereiche Jahr hinterliess seine Spuren insbesondere in hohen Lagen oberhalb von rund 3200 Meter, wo die Forscher diesen Herbst noch viel Schnee auf den Gletschern vorfanden. Tiefer liegende Gletscher seien aber teils komplett ausgeapert, so beispielsweise der Gletscher Plaine Morte in den Berner Alpen. (sda/npa)