Die HotellerieSuisse-Delegierten haben 2024 entschieden, Nachhaltigkeit in der Schweizer Hotellerie verbindlicher zu verankern. HotellerieSuisse verpflichtet klassierte Betriebe dazu, Kennzahlen wie Energie- und Wasserverbrauch oder Abfallkosten regelmässig zu erfassen. Dafür steht ein kostenloses Tool zur Verfügung, bestehende Umweltlabels werden anerkannt.
Ziel ist es, den Betrieben eine fundierte Vergleichsbasis zu bieten, Einsparpotenziale sichtbar zu machen und die Wettbewerbsfähigkeit zu stärken.
Daniel Beerli, HotellerieSuisse führt eine Ressourcenverbrauchs-Messpflicht für klassierte Betriebe ein. Kritiker könnten sagen: wieder mehr Bürokratie. Warum ist dieser Schritt trotzdem notwendig?
Der Entscheid ist breit abgestützt: Die Delegierten haben 2024 darüber abgestimmt. Wir haben bewusst eine lange Übergangsfrist bis Ende 2027 vorgesehen und erheben nur wenige, bekannte Zahlen. HotellerieSuisse denkt damit voraus. Zuerst wollen wir die Branche sensibilisieren, dann gezielt unterstützen.
Um wirksam helfen zu können, müssen wir den Ressourcenverbrauch der Betriebe ins richtige Verhältnis setzen: Wie viel Energie oder Wasser braucht ein Chalet-Hotel in den Bergen im Vergleich zu einem Neubau in der Agglomeration? Erst mit diesem Wissen erkennen Betriebe, ob, wo und wie sie ihren Verbrauch verbessern können. Das spart Ressourcen und Geld. Das ist das eigentliche Ziel.
Sie stellen den Betrieben ein Tool über myclassification zur Verfügung. Wie einfach ist es in der Anwendung? Welche typischen Hürden erwarten Sie in der Startphase?
Die Anwendung ist sehr einfach und selbsterklärend. Im System myclassification öffnet sich lediglich eine zusätzliche, aber gleich funktionierende Maske. Beim ersten Ausfüllen sind Basisdaten wie Zimmerzahl, Kategorie und Baujahr einzutragen, die danach fix hinterlegt bleiben.
Danach müssen 11 Zahlen eingefüllt werden, die natürlich variieren werden, aber immer den Rechnungen entnommen werden können. Es geht dabei um Zahlen wie Energie- und Wasserverbrauch pro Jahr. Im Moment sind uns noch keine typischen Fehler oder Hürden bekannt. Aber bei Fragen können sich die Betriebe immer an uns wenden.
Wer bereits mit Systemen wie Ibex Fairstay oder Green Sign arbeitet, ist von einer doppelten Datenerfassung befreit. Bedeutet das, dass Hotels ohne Label künftig im Wettbewerbsnachteil sind?
Das gute Produkt bleibt das beste Marketing. Es geht also darum, sich ernsthaft mit dem Thema auseinander zu setzen und das richtige für seinen Betrieb zu tun.
Im internationalen B2B-Geschäft kann es jedoch vorkommen, dass vor Vertragsabschluss ein Zertifikat verlangt wird. Dann kann ein Nachteil entstehen, wenn kein Label vorhanden ist. Deshalb ist es wichtig, dass die Betriebe ihre Quellmärkte beobachten und bei Bedarf ein System integrieren. Auch Destinationsmarketing oder OTA’s könnten Hotels mit Labels bevorzugen. Insofern ist die Frage durchaus berechtigt.
Die gesammelten Daten sollen auch als Grundlage für Benchmarks dienen. Wie können Hoteliers konkret davon profitieren?
Der Vergleich bringt einen echten Mehrwert. Bisher weiss kaum ein Betrieb, ob er im Vergleich zu ähnlichen Häusern beim Ressourcenverbrauch gut oder weniger gut abschneidet.
Das Benchmarking macht sichtbar, wo Einsparpotenziale liegen. Diese und die damit verbundenen potenziellen Ersparnisse liegen häufig noch brach. Mit der Vergleichsmöglichkeit wird klarer, wo es anzusetzen gilt.
Am Ende geht es nicht nur ums Sammeln von Daten. Welche konkreten Vorteile bringt die Messpflicht den einzelnen Betrieben und wie stärkt sie die internationale Wettbewerbsfähigkeit der Schweizer Hotellerie?
Für den einzelnen Betrieb entstehen klare Vorteile: Ressourcen sparen, Kosten senken, gezielt optimieren. Darüber hinaus animiert die Messpflicht dazu, auch als Destination oder Gruppe aktiv zu werden.
So stärken wir nicht nur die Betriebe, sondern auch das gute Image der Schweiz. Das wird künftig ein wichtiger Puzzlestein für den Erfolg des Schweizer Tourismus sein. Das Messen ist also nur der Ausgangspunkt, eine Motivation zu weiteren Massnahmen, die sowohl den Betrieben als auch der Gesellschaft zugutekommen. Wir sehen darin ein nicht zu unterschätzendes Puzzle-Teil für den langfristigen Erfolg des Tourismus in der Schweiz.
