Das Baugesuch ist eingereicht – mit dem Projekt rund um das Grand Hotel Regina plant die St. Galler Fortimo AG die Wiedergeburt eines Grindelwalder Wahrzeichens – des ehemaligen Grand Hotel Regina. Das Projekt ist vielschichtig, mit unterschiedlichen Konzepten und insgesamt 700 Gästebetten.
In drei bis dreieinhalb Jahren soll aus dem historischen Hauptgebäude ein 5-Sterne-Hotel mit 90 Zimmern und acht Suiten entstehen. Ein Lifestyle-Hotel der Marke «Revier» und das Chalet-Resort «Privà Alpine Lodge» ergänzen das Ensemble. Vor Ort stösst das ambitionierte Vorhaben bei vielen Hoteliers auf positive Resonanz.
Michel: «Abgestimmte Gesamtplanung entscheidend»
Junghotelier Matthias Michel vom Hotel Fiescherblick etwa spricht von einem bedeutenden Impuls für die touristische Positionierung des Ortes. Er sei überzeugt, dass das geplante 5-Sterne-Konzept die touristische Positionierung von Grindelwald wirkungsvoll ergänzt und überdurchschnittlich auf die lokale Wertschöpfung einzahlt. «Wir begrüssen, dass mit der Wiederbelebung von Grindelwalds ‹Grande Dame› das Angebot für dieses Gästesegment erweitert wird.»
Auch der strategischen Ausrichtung auf eine jüngere Zielgruppe durch die Marke «Revier» stehe er positiv gegenüber: «Ziel sollte es dabei sein, eine nachhaltige Gästebindung am Standort Grindelwald zu fördern». [RELATED]
Zugleich mahnt er aber eine umfassende Ortsplanung an – inklusive Verkehrslösungen und Einbettung in weitere Infrastrukturprojekte wie die geplante Erneuerung der Firstbahn. «Eine abgestimmte Gesamtplanung ist entscheidend, um die verschiedenen Entwicklungen im Ort sinnvoll miteinander zu verknüpfen und langfristig tragfähige Lösungen zu schaffen.»
Heller: «Keine Hotelruine mehr am Dorfeingang»
Auch Hotelière und Unternehmerin Gisela Heller vom Eiger Mountain & Soul Resort und der Heller Gastro AG äussert sich erfreut über die Wiederbelebung des lange ungenutzten Areals: «Wichtig ist, dass dort endlich etwas passiert und nicht weiter eine Hotelruine am Dorfeingang steht».
Sie sieht das Projekt als Bereicherung und glaubt an das touristische Potenzial zusätzlicher Betten – insbesondere vor dem Hintergrund der anhaltend starken Nachfrage. Das gewählte Konzept mit mehreren Angebotslinien hält sie für zukunftsweisend und verweist dabei auf die positiven Eindrücke anderer «Revier»-Standorte.
Grossniklaus: «Überfällige Kapazitätserweiterung»
Stefan Grossniklaus vom Hotel Aspen ordnet die Entwicklung in einen grösseren Zusammenhang ein. Seit Jahrzehnten habe sich die Bettenzahl im Verhältnis zur Nachfrage kaum verändert – eine Kapazitätserweiterung sei überfällig.
«Die Kombination spricht mehrere Marktsegmente gleichzeitig an – von Luxusreisenden über junge Aktivurlauber bis hin zu Familien oder Langzeitgästen. Das stärkt die Resilienz gegenüber Marktschwankungen und saisonalen Einbrüchen.» Das vorliegende Projekt könne Grindelwald als Premium-Destination im Alpenraum weiter profilieren – besonders im Luxussegment und internationalen Wettbewerb.
Die Erwartungen an die Projektverantwortlichen des Regina-Areals in Grindelwald seien hoch, so Grossniklaus – insbesondere im Hinblick auf die Zusammenarbeit mit der lokalen Hotellerie und der Gemeinde. «Ein Projekt dieser Grössenordnung erfordert zusätzliche Fachkräfte, Mobilitätslösungen und nachhaltige Energieversorgung. Diese Aspekte müssen frühzeitig mitgedacht werden, um Akzeptanz und Effizienz zu sichern.» Grossniklaus betont, dass die Zusammenarbeit mit der Fortimo AG seit dem Kauf des Regina-Areals gut sei.
Die Stimmen aus der Branche zeigen: Das Regina-Projekt wird als Chance gesehen – nicht zuletzt, weil es alte Substanz neu interpretiert und verschiedene Gästebedürfnisse gleichzeitig anspricht. Entscheidend für den langfristigen Erfolg dürfte jedoch sein, wie gut das Grossprojekt ins touristische Gefüge des Orts eingebettet wird.